Disaster Holzteile

„Und irgendwann ändern sich nicht die Dinge an sich, sondern die Bedeutung, die wir ihnen geben.“

Je älter ich werde, desto klarer wird mir, wie fragil das Leben eigentlich ist. Hinzu kommen Menschen in meinem Umfeld, die mit Schicksalsschlägen umgehen müssen – mich eingeschlossen.

Schicksalsschläge

Erst im Juni 2020 ist mein Vater sehr plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben. So richtig überwunden habe ich seinen Tod noch nicht. Kürzlich hat mir eine Freundin, die in meinem Alter, also noch jung ist, erzählt sie habe Brustkrebs. Sie lässt sich Ende des Monats operieren und hofft, dass dann alles überstanden ist. Und heute war ich mit einer Freundin im Schnee spazieren. Sie erzählte mir von ihrer Mutter, die an einer schweren Krankheit leidet: Sie hat Demenz. Für meine Freundin war die Diagnose ein Schock.

Aber nicht nur Krankheiten oder Todesfälle können einen in eine tiefe Krise stürzen. Auch die Corona Pandemie hat viele Menschen in existenzielle Nöte gestürzt. Wie also umgehen mit solchen Schicksalsschlägen und Lebenskrisen?

Erste klassische Reaktion

Eine Reaktion, die ich auch von mir kenne, ist gegen das Negative anzukämpfen. Wir sind darauf gepolt Schmerz und Unangenehmes zu vermeiden. Auch kämpfen wir an gegen die Vorstellung, dass es schmerzhafte Dinge gibt, die uns manchmal auch ein Leben lang begleiten. Unglück würden wir am liebsten ganz aus unserem Leben ausklammern. Wir wünschen uns, dass immer alles geradlinig und unproblematisch laufen soll. Aber dass das nicht realistisch ist, verlieren wir aus dem Blick.

Ein besserer Umgang mit Krisen

Solange wir gegen das Unglück ankämpfen, leiden wir, sagen Psychologen. Besser sei es, die Lage zu akzeptieren. Bei der Akzeptanz und Commitment-Therapie (ACT) gehen Psychologen und Philosophen davon aus, dass Akzeptanz ein Mittel ist, das psychische Leiden lindern kann. Es wird nicht etwa gefordert immer nur „positiv zu denken“, sondern einfach nur zu akzeptieren, dass es auch durchaus schwierige Phasen im Leben geben kann. Deshalb ist es laut Philosoph Wilhelm Schmid wichtig von einem bejahenden Leben zu sprechen „in dem Sinn, dass wir auch dann Ja zum Leben sagen können wenn etwas schief läuft.“

Man muss nicht einverstanden sein, darf seine Lage dennoch als traurig oder schlimm empfinden und kann dennoch annehmen, was ist. Auch warnen die Experten davor, immer gleich danach zu fragen, ob die Krise „für etwas gut ist“ oder einen Nutzen hat. Klar kann man versuchen, die Krise als Chance für Wachstum zu begreifen, aber man muss es nicht.

In seinem Buch „Zuversicht“ beschreibt Ulrich Schnabel, was eine geeignete Antwort auf Lebenskrisen ist. „Zuversicht heißt also nicht, illusionäre Hoffnungen zu hegen, sondern einen klaren Blick für den Ernst der Lage zu behalten (…) aber auch, sich nicht lähmen zu lassen, sondern die Spielräume zu nutzen, die sich auftun – und seien sie noch so klein“.

Literaturempfehlung:

Ulrich Schnabel – Zuversicht | Herausgeber : Karl Blessing Verlag |Preis: 22 Euro

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