Heute spreche ich mit Nadine Pachur über Kreativität und die eigene Schöpferkraft. Ich habe sie gefragt: Wie kann man seine kreative Ader wiederentdecken? Was löst innere Blockaden? Und warum ist Schöpferkraft heute wichtiger denn je?
Wie kamst Du zu Deinem Thema „Schöpferkraft“?
Ich habe meiner kreativen Seite lange eher wenig Raum gegeben, weil ich dachte, es sei nicht produktiv genug. Dadurch ging es mir immer schlechter. Dann habe ich erkannt, dass es mir gut tut kreativ zu sein, weil es wichtig ist für mein Seelenheil und für die mentale Gesundheit. Außerdem macht es mir einfach sehr viel Freude. Ich habe gesehen, dass es vielen ähnlich geht, wie mir und dass wir in unserer Leistungsgesellschaft den kreativen Teil in uns oft verdrängen. Wir sind heutzutage sehr viel im Außen, streben nach materiellen Dingen – mehr, als nach innerem Reichtum. Ich möchte die Lebensqualität von innen fördern. Denn ich denke, dass es dann weniger gibt, was uns im Inneren unglücklich macht.
Warum ist es heute wichtig, kreativ zu sein?
Es ist immer schon wichtig gewesen kreativ zu sein. Aber besonders heute hat man so viel Ablenkung und mir scheint, die Menschen haben die Verbindung zu sich selbst verloren. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der Produktivität die Hauptmaxime ist. Deshalb geht es uns heute schlecht – vielleicht sogar mehr als früher – und wir sind häufiger auf der Sinnsuche. Meine Meinung ist, dass wir uns auf die Grundwesensteile unserer Selbst besinnen müssen. Das können wir durch Kreativität erreichen.
Was ist Schöpferkraft?
Schöpferkraft ist für mich, etwas zu erschaffen, was aus dem tiefsten Inneren kommt. Sei es ein Pinselstrich auf einer Leinwand, ein Wort auf einem Blatt Papier etc. Wir sind sehr vom Verstand gesteuert und ich plädiere dafür, dass wir mehr das tun, was aus unserer Seele, dem Bauchgefühl kommt. Wenn wir mehr darauf hören würden, glaube ich, dann wären wir zufriedener.
Wieso verlieren einige im Lauf des Lebens ihre Schöpferkraft?
Ich glaube im Kindesalter sind wir noch sehr frei in allem: Wir singen, malen, tanzen etc. und machen uns keine Gedanken darüber, was andere von dem halten, was wir tun. Aber je älter wir werden, desto mehr wollen wir gefallen: Wir wollen den Eltern gefallen oder vergleichen uns mit anderen. Wenn dann etwas Positives oder Negatives gesagt wird, dann verinnerlicht man, dass nur das Ergebnis zählt. Es passiert sehr selten, dass gesagt wird: „Wie schön, dass du malst/singst“ etc. Oft loben oder kritisieren wir nur das Ergebnis. Das hemmt den kreativen Ausdruck.
Wie kann man Blockaden auflösen?
Zunächst einmal darf man keine Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Vielleicht hilft die Vorstellung ein Kind zu sein, das keine Erwartung hat an das, was man tut. Außerdem sollte man auch nicht werten beziehungsweise keine Gedanken daran verschwenden, was jemand anderes denken könnte. Wenn man im Kreativprozess versucht, sich kein Ziel vorzunehmen, sondern einfach ins Tun zu kommen und den Schritt zu genießen, dann hat man schon viel geschafft. Der Prozess ist das, was zählt. Denn wenn der Prozess schön ist, kann das Ergebnis nicht hässlich sein. Am Ende hilft es auch Ängste und Blockaden zu akzeptieren, sich darüber aber bewusst zu sein und sie liebevoll anzunehmen.
Kann man Kreativität verlieren?
Schöpferkraft und Kreativität kann man nicht verlieren. Je mehr man sie nutzt, desto mehr hat man von ihr. Das ist wie, wenn man in den Bergen spazieren geht und irgendwo eine Quelle gluckern hört. Dort ist deine Kreativität vergraben. Du fängst also an zu buddeln und es kommt ein kleines Rinnsal raus. Aber man weiß, dass da eine unendliche tiefe Quelle der Kreativität ist. Die muss man anzapfen. Ich glaube, diese Quelle verbindet alle Menschen miteinander.
Wie werde ich wieder kreativ?
Es ist wichtig sich klarzumachen, dass alles im Leben ein Prozess ist. Man darf neugierig und gespannt sein und sollte nicht versuchen, das Wasser (um bei der Quelle zu bleiben) in eine Richtung zu lenken oder zu steuern. Besser ist es, die Quelle einfach fließen zu lassen. Zu schauen, was passiert. Und wenn man im Kreativitätsprozess ist, nicht zu beurteilen, sondern einfach mal fließen zu lassen. Das Spielerische und die Neugierde anzuzapfen und sich immer wieder bewusst machen: Es kann nichts passieren im kreativen Prozess.
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