Zita K. Eggardt

Zita K. Lucius über Kreativität, Feminismus und Unternehmenskultur

Zita Katharina Eggardt hat eine spannende Biografie: Nach dem Abi wollte sie Kunstgeschichte oder Industrial Design studieren, entschied sich aber für ein Praktikum in einer Autowerkstatt und dann für ein Studium im Bereich Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen. Sie hat bei einem Automobilkonzern im Bereich Innovationsmanagement gearbeitet. Mittlerweile promoviert sie und ist Coach für Unternehmenskultur & Diversität. Sie erzählt uns im Interview, warum deutsche Unternehmen sich in Sachen Fehlerkultur verbessern können und welche Tipps sie insbesondere Frauen im Businessleben mit auf den Weg geben möchte. 

Zunächst zu Deinem Promotionsthema: Was können sich deutsche Unternehmen von US-amerikanischen Unternehmen abschauen in Bezug auf Innovationsfreude und Unternehmenskultur?

Amerika hat eine etwas andere Unternehmenskultur. Dort gibt es eine Fehlerkultur, die positiver belegt ist, als in Deutschland. Dort gilt das Credo „fail fast, fail often“, weil Fehler in den USA sogenannte „learnings“ sind. In Deutschland hingegen, werden Fehler ungern gemacht, die Risikobereitschaft ist insgesamt geringer. Das ist immer ein Hindernis für Innovation, weil Innovation immer ein Risiko ist. Unternehmen, die diese Risiken eingehen sind damit jedoch erfolgreicher, profitabler und stellen sich zukunftsträchtiger auf, als andere Firmen.

Was fördert die Kreativität der Mitarbeiter*innen?

Eine offene Atmosphäre, in der man als Mitarbeiter*in seine Meinung sagen darf. Wenn man es schafft, dass sich die Mitarbeiter sicher fühlen, dann wird Kreativität möglich. Es hilft, Freiräume für Kreativität zu lassen und Zeit und Ressourcen dafür zur Verfügung zu stellen. Eine Firma, die ich kenne zum Beispiel, hat eine 15% Regelung, die besagt, dass jeder Mitarbeiter im Schnitt pro Woche 15% seiner Arbeitszeit nutzen kann, um eigene Projekte zu verfolgen. Aufgaben, die nicht explizit in der Stellenbeschreibung stehen. Das hat dazu geführt, dass dieses Unternehmen einen sehr hohen Innovationsgrad hat. 

Frauen im Business: Was sollten Unternehmen tun, um diese zu fördern?

Führungskräfte sollten sich regelmäßig reflektieren und für gute Leistung loben. Außerdem wäre es schön, wenn Frauen auch mal ungefragt auf Fortbildungen geschickt werden. Außerdem kann man auch einfach mal fragen, wohin sich Frauen im Unternehmen hin entwickeln wollen, einen 5-Jahresplan zu machen und den zu besprechen. Was aber auch hilft ist, schon frühzeitig in der Uni anzufangen Frauen zu coachen durch Selbstbewusstseinscoaching, Verhandlungscoaching etc..

Stichwort Gender Pay Gap: Wo liegen Deiner Meinung nach die Ursachen dafür, dass Frauen schlechter bezahlt werden, als Männer?

Der Gender Pay Gap liegt bei circa 22%, das sind etwa 1160 Euro die ausgerechnet wurden. Das geht natürlich über alle Berufsgruppen, wobei pro Berufsgruppe sind es etwa sechs Prozent. Das ist nicht so viel, müsste es aber dennoch nicht geben. Der Gender Pay Gap hat unterschiedliche Gründe. Es liegt zum Beispiel daran, wie wir als Frauen aufwachsen. Oft werden Frauen für ihr Äußeres gelobt, Männer hingegen für ihr durchsetzungsstarkes Verhalten. Außerdem denken Jungs eher hierarchisch, wohingegen Mädchen eher im Netzwerk denken. Ein Beispiel: Die Frau denkt sich: „3000 Euro brutto Gehalt? Ja, das wird für mich alleine reichen“. Der Mann hingegen denkt: „Die nächste Hierarchiestufe erreiche ich erst ab 5000 Euro brutto, also frage ich direkt nach mehr.“

Was hältst Du vom Gendern?

Sprache entwickelt sich. Und Sprache ist mächtig, weil wir uns auch über Sprache definieren. Wenn wir immer nur Ingenieur sagen, dann haben wir auch immer nur das männliche Bild dazu im Kopf. Und wenn Mädchen nur lernen, dass es Ingenieure gibt, können sie sich nur damit identifizieren – oder eben auch nicht. Deshalb ist es wichtig, dass man beides verwendet, egal ob man Ingenieure und Ingenieurinnen oder Ingenieur*innen sagt. Wenn wir erreichen wollen, dass mehr Frauen in Vorständen oder im Aufsichtsrat sitzen, dann erreichen wir das nur, wenn wir Mädchen und Frauen sagen, dass sie Ingenieurinnen oder Führungskräfte werden können.

Was ist Dein feministischer Wunsch für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass wir keine Frauenquote mehr brauchen, weil wir in einer Gesellschaft angekommen sind, in der Männer und Frauen gleiche Chancen haben. Und dass dieser kritische Diskurs, den wir zurzeit führen über Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, nicht mehr notwendig ist.

Zita Katharina Lucius ist Expertin für Unternehmenskultur und Diversität mit dem Fokus auf Innovation und Kreativität.

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