Zeitungsleser

Im Jahr 2021 feiern viele Zeitungen ihr 75-jähriges Jubiläum, darunter die ZEIT, die Badische Zeitung (Freiburg) und die Süddeutsche Zeitung. Die ZEIT verkündete erst kürzlich, sie habe die stärkste Auflage seit der Gründung, andere Verlage und Zeitungen hingegen haben stark zu kämpfen. Zeit, sich über den Journalismus einmal Gedanken zu machen.

E-Paper Angebote wachsen

Die Auflage der verkauften E-Paper ist nach Statista seit 2005 stetig gewachsen. Im Jahr 2011 betrug die E-Paper-Auflage der Zeitungen noch rund 144.000 und hat sich seitdem mehr als verzehnfacht. Die E-Paper Studie von ZMG zeigt: Die Auflage der Zeitungen im 2. Quartal 2020 wächst um 20 Prozent. Laut Dr. Mathias Döpfner, Präsident Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) sowie Vorstandsvorsitzender Axel Springer, sind die Folgen der Corona-Pandemie für digitale journalistische Nachrichtenangebote „vielleicht der historisch goldene Moment überhaupt“. Die digitalen Zeitungsangebote seien „buchstäblich durch die Decke gegangen“. Immer mehr Menschen seien bereit, für digitalen Journalismus zu bezahlen. Die Mehrzahl der E-Paper Leser ist zwischen 30 bis 49 Jahre alt.

Print ist rückläufig

Gleichzeitig setzten die Corona-bedingten Anzeigenverluste die Häuser unter „massiven Druck“. Im Gegensatz zur stark steigenden E-Paper-Auflage ist die verkaufte Gesamtauflage deutscher Tages- und Sonntagszeitungen von rund 30,2 Millionen Exemplaren im Jahr 1995 auf rund 15,6 Millionen Exemplaren im Jahr 2018 gefallen – um annähernd die Hälfte. Auch die Zahl der Zeitungsleser ist rückläufig. Die Anzahl der Personen, die niemals Zeitung lesen, ist in den letzten Jahren konstant angestiegen und erreichte im Jahr 2020 mit rund 8,5 Millionen ein historisches Hoch. Die Zielgruppe der Zeitungsleser ist eher älter (ab 50 Jahre).

Andere Plattformen gewinnen an Einfluss

Facebook, Instagram, Twitter und Blogs sind Plattformen, mit denen sich Menschen informieren und auf denen journalistisch Inhalte ihren Platz finden. Die ARD/ZDF Onlinestudie ergab: Insgesamt ein Viertel der Bevölkerung nutzt Facebook (26 %), jeder Fünfte Instagram (20 %). Bei unter 30-Jährigen liegt die Nutzung von Instagram (65 %) mit Abstand vor den anderen Social-Media-Angeboten. Die ARD/ZDF-Onlinestudie ergab weiterhin: Die tägliche Nutzungsdauer des Internets 2020 bei Jugendlichen ab 14 Jahre beträgt 204 Minuten, im Alter von 14-29 Jahre sogar 388 Minuten. Davon entfallen aber nur 17 Minuten auf Inhalte mit Text (in der Gruppe ab 14 Jahre) und 24 Minuten in der Gruppe von 14 bis 29 Jahren.

Junge Leser sind eher digital-affin – ältere Leser eher print-affin

Daraus ergibt sich: Die ältere Generation ist eher print-affin, jüngere Leser bewegen sich digital. Draus ergibt sich eine Herausforderung für Zeitungsverlage: Junge Leute und damit neue Käufer erreichen sie nicht mehr mit dem Printprodukt. Ältere dagegen ausschließlich damit. Auch Matthias Döpfner kommt zu dem Fazit: „Die Zukunft des Journalismus ist digital“. Er geht davon aus, dass Printmedien früher oder später keine Rolle mehr spielen. Zwar gebe es noch kein überzeugendes Business Modell, dennoch sei kluger Online-Journalismus so wichtig, dass Menschen bereit seien dafür zu bezahlen.

Die Lösung: Online-Kioske?

Ein Startup, welches sowohl die klassischen Print-Leser, als auch E-Paper-Leser bzw. digital Leser anspricht, ist das Angebot von „Blendle“. Bei seiner Gründung als „Retter des Journalismus“ gehypt, ist es mittlerweile ein wenig still um das Angebot des Start-Ups geworden – vielleicht auch aufgrund der fehlenden Werbung. Obgleich die Idee des Angebots – meiner Meinung nach – ideal ist, für junge wie ältere Rezipienten.

Aber wie funktioniert das Angebot genau? Blendle ist ein Online-Kiosk. Man registriert sich und bekommt ein Startguthaben von 2,50 €. Man kann dieses Guthaben jederzeit erhöhen. Dann kann man lesen: Überregionale und Regionale, aber auch internationale Titel. Das Besondere: Man kauft nicht die gesamte Ausgabe, sondern kann für einzelne Artikel bezahlen und diese dann lesen. So entsteht ein buntes Potpourri an Nachrichten. Ein weiterer Vorteil für den Leser ist, dass man Artikel auch wieder zurückgeben kann. Etwa zehn Mal kann man angeben, dass man das Geld für den Artikel zurück haben möchte – z.B. weil er anderswo gratis angeboten wird, oder man den Artikel nicht gut fand.

Ist das die Zukunft des Journalismus? Vielleicht mit der entsprechenden Werbung. Denn eines ist sicher, wie der frühere Chefredakteur der Business Week Stephen B. Shepard sagt: „Ich bin überzeugt, dass sich neue Finanzierungsmechanismen finden werden – denn das Bedürfnis nach Informationen, Verständnis und Selbstbestimmung wird nicht verschwinden. Und genau deshalb wird auch der Journalismus nicht verschwinden.“

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