Ich lebe in einer Kultur in der Hollywood-Filme mein Bild von Liebe stark geprägt haben. In diesen Filmen steht oft die romantische Liebe (auch Eros genannt) im Vordergrund. Hier dreht sich alles um Gefühle, Kerzenlicht, Sonnenuntergänge etc. Aber Liebe tritt in vielen Facetten auf. In der christlichen Religion wird oft von der uneigennützigen/selbstlosen Liebe (Agape) gesprochen. Dann gibt es auch noch die freundschaftliche Liebe (die Philia) und die Selbstliebe (die Philautia). Die meisten dieser Begriffe, gehen auf das antike Griechenland zurück, sowie der christlichen Tradition.
Ich dachte bisher immer, dass Liebe ein Gefühl ist, das man für jemanden empfindet. Und dass diese Empfindungen entstehen, wenn man sich in den Charakter, das Aussehen etc. eines Menschen verliebt. Ich dachte bisher, dass die Liebe zwischen Mann und Frau vornehmlich romantisch ist. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass sie noch ganz anders aussehen könnte. Aber eigentlich ist es ja nur logisch: (romantische) Gefühle kommen und gehen. Wahre Liebe aber muss auf etwas anderem gegründet sein, als so etwas fragilem, wie Emotionen.
So kam ich auf den Begriff „Pragma“. Sie bezeichnet eine Liebe, die auf Geduld Kompromissbereitschaft und gemeinsamen Lebenszielen aufbaut. Im englischen würde man sagen, man habe einen gemeinsamen „Purpose“, also eine gemeinsame Bestimmung, Absicht oder Ziel. Der Begriff wurde vom kanadischen Soziologen John Alan Lee geprägt, der in den 70er Jahren das Liebesstil-Modell entwickelte. Das ist 55 Jahre her und trotz allem sind die Stories in der zeitgenössischen Kultur doch noch oft so, wie man sie aus dem antiken Griechenland – das war vor ungefähr 2700 Jahren – kennt.
Weshalb wird dieses Liebesbild immer noch so breit propagiert? Wieso erzählt man kleinen Mädchen immer noch Grimms Märchen oder zeigt ihnen Disney Filme, die ähnlich sentimental sind? Und wer genau profitiert davon, wenn wir der romantischen Liebe in unserer Kultur so einen hohen Stellenwert einräumen?
Ich finde: Es geht doch um viel mehr als nur Romantik. Versteht mich nicht falsch: Ich bin nicht unromantisch. Aber, ich möchte mich nicht nur von meinen Gefühlen leiten lassen, die ja jeden Tag anders sind – wie ein Blatt im Wind. Ich möchte etwas, das Bestand hat.
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